Unser Mobilfunkexperte Marc, der euch hier auch bei allen Fragen rund um das Thema Mobilfunk weiterhilft, hat sich für euch einmal das neue LG G3 angesehen und das Smartphone in all seinen Facetten haargenau unter die Lupe genommen. In seinem Langzeittest erläutert euch Marc, für wen das LG G3 eine echt lohnenswerte Investition ist und was das Gerät alles kann.
Das LG G3 war das erste Smartphone in Deutschland das mit einem WQHD-Display daher kam und damit die Konkurrenz von Samsung, Apple und Co. in den Schatten stellen wollte. Ist dieses technische Feature ein Killerargument oder reines Marketing?
LG hat bereits letztes Jahr mit dem LG G2 eines der besten Smartphones des Jahres hingelegt. Auch die Zahlen des vergangenen Quartals scheinen LG in seiner Strategie zu bestätigen, 14,5 Mio. Smartphones konnte man unter das Volk bringen, ein Rekordhoch für den südkoreanische Konzern. Mit dem LG G3 hat man seit einigen Monaten ein Top-Modell am Start um den Branchenriesen, namentlich Samsung und Apple, weiterhin einige Kunden abzugreifen.
Verarbeitung und Gehäuse
Das LG G3 kommt trotz des großen Displays und starken Akkus mit einem angenehm flachen Gehäuse, genauer mit Abmessungen von 146.3 x 74.6 x 8.9 mm daher. Das Gewicht des Gerätes ist mit 151 Gramm für ein Smartphone dieser Größe als angemessen zu bezeichnen; bei der gebotenen Ausstattung inklusive des riesigen Touchscreens gehen das Gewicht und die Größe meines Erachtens nach vollkommen in Ordnung.
Das Gehäuse kommt hierbei in einer sehr edlen Optik daher. Die Front ist größtenteils in schwarz gehalten, das Display wird hierbei von einem schmalen Rahmen eingefasst. Die Rückseite der vorliegenden 16 GB Version ist in der Farbe Titan (dunkelgrau) gehalten und bietet dabei eine optisch wie Metall wirkende Oberfläche. Als Material gibt der Hersteller für die Fertigung dieses Covers Kunststoff mit einer dünnen Metallbeschichtung an. Insgesamt wirken das ganze Gehäuse und die Verarbeitung sehr stabil und hochwertig. Was die Stabilität und Robustheit des Gehäuses angeht, scheint LG ganze Arbeit geleistet zu haben. Das Gerät wirkt wie aus einem Guss und auch sonst ist das Gehäuse trotz regelmäßigem Transport in der Hosentasche komplett frei von Kratzern.
Die Front des Gerätes wird, wie bereits erwähnt, vom großen und brillanten 5,5-Zoll-Display dominiert, was 13,97 Zentimeter in der Diagonalen entspricht. Echte Hardware-Tasten gibt es beim LG G3 nicht, stattdessen setzt man auf die drei typischen Android Display-Tasten.
Ein Feature das ich schätzen gelernt habe ist die Nachrichten-LED (RGB), die sich in der oberen linken Hälfte über dem Display befindet. So kann man ohne Einschalten des Displays schon von weitem sehen, ob ein Ereignis in Abwesenheit stattgefunden hat. Hierzu zählen u.a. verpasste Anrufe, SMS, E-Mails, Kalendereinträge.
Kommen wir jetzt zum restlichen Teil des Gehäuses. Auf der unteren Gehäuseseite befindet sich relativ weit links der 3,5-mm-Headset-Anschluss, nebst mittig angeordnetem micro-USB-Anschluss wieder. Die Geräterückseite beherbergt die 13.0-Megapixel-Kamera mit Autofocus, Bildstabilisator und Dual-LED-Blitzlicht sowie die Power- und Laut-/Leiste Tasten. An der Geräteoberseite sind ein zweites Mikrofon sowie der Infrarot-Sensor zu finden. Der Akkudeckel sowie der Akku selbst kann erfreulicherweise übrigens vom Benutzer entfernt werden.
Atemberaubendes Display mit Schwächen
Der 5,5 Zoll große Touchscreen mit einer Quad-HD Auflösung von wahnwitzigen 2560 x 1440 Pixeln beherrscht nahezu die komplette Gerätefront. Um nach LG-Angaben genauer zu sein, werden 76,4 Prozent der Front vom WQHD-Display eingenommen. Das Display stellt maximal 16,7 Mio. Farben dar und ist selbstverständlich kapazitiv, Multitouch (erkennt 10 Finger gleichzeitig) wird somit auch problemlos unterstützt. Das Display reagiert präzise auf die Eingabe per Finger. So lassen sich die einzelnen Menüicons oder Menüpunkte genau treffen und bedienen. Zum Schutz gegen Kratzer ist das Display mit Corning Gorilla Glass 3 versehen.
Was die Pixeldichte angeht, stellt das LG G3 mit seinen 538 PPI (Pixel per Inch) aktuell die Messlatte für alle Smartphones dar. Es ist in Deutschland das erste Smartphone das auf die sogenannte WQHD-HD Auflösung setzen. Ein Fakt ist, mit bloßem Auge lassen sich bei aktuellen Top-Smartphones keinerlei Pixel ausmachen.
Einige “Groß”-Smartphones im Vergleich der Pixeldichte PPI (Pixel Per Inch):
- Apple iPhone 6 Plus – 5,5 Zoll – 401 PPI
- ASUS Fonepad Note FHD – 6 Zoll – 367 PPI
- Huawei Ascend Mate – 6,1 Zoll – 241 PPI
- OnePlus One – 5,5 Zoll – 401 PPI
- Oppo Find 7 – 5,5 Zoll – 538 PPI
- Samsung GALAXY Note 3 – 5,7 Zoll – 326 PPI
- Sony XPERIA Z2 – 5,2 Zoll – 424 PPI
- ZTE Grand Memo – 5,7 Zoll – 258 PPI
Eine Augenweide stellen die Farbwiedergabe, der Kontrast und die Brillanz des LG G3 dar. Das Gerät kommt mit einem “True HD-IPS+” getauften Display daher, was eine besonders satte und kontrastreiche Wiedergabe ermöglicht. Beim Test unter Sonnenlicht bleibt das Display noch lesbar, bei maximaler Helligkeit leidet allerdings die Akkulaufzeit merklich darunter.
Der Schutz des Displays gegen Kratzer hat sich für mich auch als brauchbar erwiesen. So hat das Gerät, dank der Corning Gorilla Glas 3 Schutzschicht, bislang keine einzige Macke davongetragen und sieht aus wie am ersten Tag.
Trotz des vielen Lobs ist das Display aber leider nicht frei von Fehlern. So ist mir nach einiger Zeit der Benutzung ein eher unschöner Effekt aufgefallen. LG scheint einen Scharfzeichner zu verwenden der einige Schriften und Bilder insgesamt unschärfer wirken lässt als sie in Wirklichkeit sind. So kann man bei genauem Hinsehen einen weißlichen Rand um einzelne Buchstaben erkennen, ähnlich ist der Effekt bei Bildern. Dieses Phänomen scheint vor allem bei starken Farbkontrasten aufzutreten, also wenn schwarz, hellgrau oder weiß verwendet werden. Im direkten Vergleich zu Full-HD Geräten, wie dem Samsung Galaxy Note 3, wird der Unterschied ziemlich deutlich. Im angefügten Vergleichsbild kann man sehr gut die hellen Ränder erkennen, die das LG G3 Display produziert.
Kamera
Das LG G3 kommt mit einer 13.0-Megapixel-Kamera daher, die mit einem Laser-Autofocus sowie einem optischen Bildstabilisator ausgestattet ist und eine Blendenwert von f/2.2 bietet. Diese Kamera wurde auf der Rückseite samt einer Zweifarben-Dual-LED relativ prominent und bündig im Gehäuse verbaut. Was die Einstellmöglichkeiten angeht, so hat LG dem G3 ein sehr aufgeräumtes und minimalistisches Menü spendiert.
Die maximale Kameraauflösung für Standbilder liegt im 4:3 Format bei 4128×3096 Pixeln. Der Laser-Autofocus arbeitet übrigens wie von LG versprochen, die Kameralinse fokussiert schnell und stellt das gewünschte Motiv scharf. Die Bilder selbst werden im Schnitt ca. 3,0 – 4,5 MB groß; logischerweise abhängig vom gewählten Motiv und der Auflösungsstufe.
Was die Qualität angeht, liefert das LG G3 wirklich sehr ordentliche Bilder. Man kann durchaus brauchbare Schnappschüsse mit der Kamera anfertigen; die Kamera steht derer anderer Highend-Smartphones in nichts nach. Erst bei geringerem Licht treten die üblichen Probleme der kleinen Kameralinsen auf, so kommt es dann zu einem gewissen Rauschen und Unschärfe in den Bildern. Wie auch andere Top-Modelle verfügt das LG G3 über die Möglichkeit, Serienbilder zu schießen, hierzu reicht es die Auslösetaste einfach länger gedrückt zu halten.
Neben Standbildern kann das LG G3 natürlich auch Videos aufnehmen. Die maximale Videoauflösung liegt bei wahnsinnigen 3840×2160 Pixeln, was dem neuen 2160p-Standard bzw. Quad-Full-HD entspricht. Neben diesen hochauflösenden Videos lassen sich auch noch Zeitlupenaufnahmen, je nach Auflösung mit 120 oder 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Insgesamt ist die Qualität gut, auch “normale” Full-HD 1080p Aufnahmen sehen auf dem heimischen TV-Gerät oder Computer wirklich sehr passabel aus.
Die Performance
Das LG G3 kommt mit dem aktuellen Qualcomm Snapdragon 801 Prozessor nebst Adreno 330 Grafikeinheit daher. Der Hauptprozessor ist mit vier Kernen à 2,5 GHz Taktfrequenz ausgestattet. Zur Seite stehen dem Gerät 2 GB Arbeitsspeicher (in der 32GB Version sind es 3 GB RAM), was auch für zukünftige Betriebssystem-Versionen und Updates sicherlich nur von Vorteil sein kann. Als Betriebssystem kommt ab Werk Android KitKat zum Einsatz, hinter dem sich Version 4.4.2 verbirgt. Wann das Gerät mit der aktuellsten Version Android 4.4.4 versehen wird steht bislang nicht fest. Es wäre aber wünschenswert das LG dieses Update zeitnah bereitgestellt, gerade vor dem Hintergrund das sich LG in der Vergangenheit mit seiner Updatephilosophie nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat könnte man hier seinen Ruf verbessern.
Doch zurück zum Betriebssystem im Detail. Das Gerät läuft flüssig und ohne Ruckler. Die Oberfläche ist aufgeräumt und übersichtlich, unnötige Bloatware ist kaum zu finden, da LG einen Großteil seiner persönlichen Apps auf den eigenen Store ausgelagert hat und einen Download optional anbietet.
Um noch ein paar Benchmarks für die Freunde von solchen Messwerten zu haben, hier ein paar Ergebnisse:
- Antutu 4: 34615 Punkte
- GeekBench 3: 2647 Punkte
- BrowserMark 2.1: 1335 Punkte
- 3DMark Ice Storm: 18375 Punkte
- Vellamo: 1790 Punkte
- Quadrant: 23614 Punkte
Das Gerät liegt damit im erwarteten oberen Drittel der Smartphones, die aktuell mit einem Qualcomm Snapdragon 801 Prozessor ausgestattet sind.
LG-spezifische Software
Ein Feature das sich LG wohl bei Google Now abgeschaut hat ist die “Smart Notice” Funktion. Hierbei sammelt das Gerät Informationen um den Anwender an bestimmte Dinge zu erinnern. So kann das G3 seinen Besitzer an einen Rückruf nach einem verpassten Anruf erinnern, Wetterinformationen liefern oder aber daran erinnern ungenutzte Apps oder Dateien vom Gerät zu löschen. Auch ortsbezogene Events sind möglich. Kommt man zum Beispiel an einen bereits besuchten Ort, erinnert das Gerät den Anwender sich im lokalen WLAN Netz einzuloggen.
LG hat beim LG G3 außerdem das “Knock Code” genannte Feature integriert. Mit dieser Funktion lässt sich das Gerät per doppeltes Klopfen auf das Display aktivieren. Wer noch zur Sicherheit des Gerätes und der eigenen Daten beitragen will, der kann ein individuelles Klopf-Muster festlegen, mit dem das Gerät dann entsperrt werden kann. In meinem Test funktionierte diese Funktion wirklich zuverlässig; meiner Meinung nach wirklich ein sinnvolles Feature.
Wer gerne produktiv mit seinem LG G3 arbeiten möchte, der wird sich über das Dual-Window Feature freuen. Dank dieser Funktion lassen sich zwei Apps gleichzeitig auf einem geteilten Bildschirm darstellen. So lässt sich beispielsweise parallel der E-Mail Client öffnen sowie im Browser surfen, die Fenstergröße der beiden Apps kann dabei variabel per Balken verschoben verändert werden.
Ein nettes Zubehörteil sind die sogenannten Quick-Circle Flip Cover. Diese Schutzhüllen besitzen ein kreisrundes, bullaugenförmiges Sichtfenster durch das sich einige Gerätefunktionen nutzen lassen. So kann man bei geschlossenem Flip Cover den MP3-Player steuern, Fotos machen oder aber Benachrichtigungen und eingehende Anrufe entgegennehmen. Dank Entwicklerunterstützung per SDK soll es zukünftig eine Vielzahl an Quick-Circle Anwendungen geben, sogar erste Spiele für dieses Sichtfenster sind bereits erschienen.
Schnittstellen, Sensoren und Empfang
Kommen wir erst einmal zu den auffälligsten Features: Infrarot-Blaster, microUSB 2.0, Bluetooth 4.0, NFC, GSM/UMTS/HSPA+ und LTE sowie WLAN stehen auf der Haben-Seite.
Im GSM Bereich unterstützt das Gerät Quad-Band, im UMTS Bereich Quad-Band und im LTE Bereich sogar Hepta-Band (700/800/900/1800/2100/2300/2600 MHz). Ansonsten beherrscht das Gerät WLAN im 2,4 und im 5,0 GHz Bereich.
Der micro-USB-Anschluss kann auch mit USB on-the-go Adaptern genutzt werden. Was den Satellitenempfang angeht, bietet das LG G3 die Möglichkeit, zur Positionsbestimmung auf GPS und GLONASS Satelliten zurückzugreifen. In meinem bisherigen Testzeitraum hat sich gezeigt dass
das LG G3 selbst bei bedecktem Himmel wirklich sehr schnell einen Satellitenfix herstellt, nach wenigen Sekunden ist man bereits genau geortet.
Akkulaufzeit
In der Disziplin Akkulaufzeit liefert das LG G3 aufgrund des 3.000 mAh starken, auswechselbaren Akkus eine sehr ordentliche Vorstellung ab. Mit eingeschaltetem WLAN und UMTS, automatisiertem Sync zu Google und gelegentlichem Surfen und E-Mailen habe ich das Gerät bei sehr moderater Nutzung auf durchschnittlich 50-60 Stunden Laufzeit gebracht. Bei ausgedehnterer Nutzung (mehrere Stunden telefonieren, surfen und Videos anschauen) ist das Gerät allerdings schon nach knapp 24 Stunden reif für die nächste Aufladung. Dies ist wohl ein Tribut an das extrem hochauflösende Display, dessen Ansteuerung vermutlich einiges an Rechenleistung erfordert.
Sollte man mit dem LG G3 regelmäßig telefonieren, so wird man feststellen, dass dies eine Paradedisziplin des Gerätes ist. Der Lautsprecher hat einen guten Klang und verschiedene Gesprächspartner bestätigten mir eine gute Sprachqualität. Gerade in diesem Bereich spielt der Akku seine Stärken aus. So sind deutlich über 10 Stunden Gesprächszeit ohne Nachladung möglich. Auch bei der Musikwiedergabe macht der Lautsprecher eine sehr gute Figur, er übersteuert erst bei maximaler Lautstärke ein wenig. Ansonsten reicht die gebotene Lautstärke unter fast allen Lebensumständen aber locker aus, um auch mal hier und da Musik über das Gerät wiederzugeben. LG wirbt mit einem 1 Watt Lautsprecher der im Boost-Modus sogar 1,5 Watt Ausgangsleistung wiedergeben soll. Ich für meinen Teil kann bestätigen das Gerät ist auf Wunsch wirklich verdammt laut. Das Klingeln ist auch bei sehr lauten Umgebungsgeräuschen noch gut hörbar.
Fazit
Das LG G3 ist ein wirklich erstklassiges Smartphone. Ob es wirklich ein WQHD-Display gebraucht hätte um mit Geräten wie dem Samsung Galaxy S5 oder HTC One M8 mitzuhalten sei dahingestellt. Auf jeden Fall hat es ein sehr gutes und zumeist scharf wirkendes Display zu bieten. Auch bei den weiteren inneren Werten weiß das Gerät zu überzeugen. Die Kamera macht wirklich sehr gute Bilder und auch die Videoqualität kann sich sehen lassen. Bei der Akkulaufzeit bietet das Gerät eine gute Performance, mit der wirklich jeder Anwender gut über einen Tag Laufzeit hinweg kommen sollte. Ein weiterer Pluspunkt ist die sehr gute Verarbeitung und das trotz 5,5 Zoll Display noch handlich wirkende Gehäuse.
Für mich bleibt abschließend nur zu sagen „Well done, Lucky GoldStar (LG)“!